„Nein, das will ich nicht!“ Kinder müssen sich oft überwinden, um ihr Unwohlsein in bestimmten Situationen offen auszusprechen oder erst einmal lernen, dass sie ihrem Gefühl vertrauen dürfen, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt.
Anfang dieses Jahres nahmen die Mondkinder deshalb an einem Selbstbehauptungskurs teil. Hierbei besuchte uns Polizist Herr Kratzer und sein Freund, der Polizeieisbär uns insgesamt viermal im Kindergarten. Spielerisch konnten die Kinder lernen und selbst ausprobieren, wie man selbstbewusst mit verschiedenen schwierigen Situationen umgeht und sich selbst gut behaupten kann.
Folgende präventative Einheiten zu den Themen „Selbstbehauptung“ und „Grenzen setzen“ fanden statt:
- Schutzkreis
Mit einem symbolischen Seil durfte jedes Kind seinen Schutzkreis ziehen und selbst entscheiden, wer hineindarf und wer nicht. Jedes Kind hat seinen individuellen Schutzkreis, der sich in Nähe und Distanz zu verschiedenen Personen unterscheidet.
- Grenzen setzen „Halt Stopp!“
Nach dem Kennenlernen des Schutzkreises erfuhren die Kinder, wie sie eine klare Grenze setzen können, wenn der Schutzkreis übertreten wird. Deutliche verbale aber auch gestische Symbole, wie ein „Halt Stopp“ mit der ausgestreckten Hand, haben die Kinder in verschiedenen Rollenspielen gleich anwenden können. Während das „Halt Stopp“ anfangs noch zurückhaltend klang, trauten sich die Mondkinder im Laufe des Kurses immer lauter und selbstbewusster ihre Grenzen zu ziehen. In verschiedenen Rollenspielen durften die Kinder ihre erlernten Inhalte gleich unter Beweis stellen: Sie sagten zu Fremden „Nein“, die ihnen Spielzeug oder Süßigkeiten geben wollten.
- Das kleine und das große Nein
Mit Hilfe eines Bilderbuchkinos vertiefte Herr Kratzer das Thema „Grenzen setzen“ weiter mit den Kindern. Wenn man lieber alleine auf einer Bank sitzen möchte, wenn man einem Fremden keine Schokolade abgeben will oder auch, wenn man keinen Kuss empfangen möchte. Hier ist es für Kindergartenkinder und Schüler*innen wichtig, Grenzen zu setzen und laut und deutlich „NEIN“ zu sagen.
- Hilfe holen
Doch was kann man tun, wenn man seine Grenze klar gesetzt, Stopp gesagt hat und der Erwachsene bzw. Kind immer noch nicht aufhört? Wir holen uns Hilfe! Was ist, wenn wir in einer Notlage stecken?
Auch hier durften die Kinder in verschiedene Rollenspiele eintauchen. Sie riefen beispielsweise die Polizei an und baten sie um Hilfe, weil ihr Freund sich im Bad eingesperrt hatte.
- Gute und schlechte Geheimnisse
Die Kinder haben von Klaus Eisbär auch den Unterschied zwischen „guten“ und „schlechten“ Geheimnissen erfahren, wie man diese unterscheidet und dass man manche Dinge unbedingt immer seinen Eltern erzählen muss. Herr Kratzer nannte verschiedene Beispiele (z.B. Ärgern) und die Kinder erkannten schnell, was ein „gutes“ und was ein „schlechtes“ Geheimnis ist.
Die Geschichten haben immer die aktuelle Lebenswelt der Kinder aufgegriffen. Beispielsweise haben die Kinder eine echte Polizeigeschichte erfahren, bei der zwei Freunde vergessen haben, ihren Eltern Bescheid zu geben, dass sie sich nach der Schule treffen. Die Eltern waren so besorgt, dass sie gleich die Polizei angerufen haben und diese die Kinder dann schließlich gefunden hat. Herr Kratzer erklärte den Kindern: „Eure Eltern müssen immer wissen, wo ihr seid! Das ist ganz wichtig!“.
Auch an einer kleinen „Mutprobe“ konnten die Kinder wachsen. Sie durften sich auf einen großen Stuhl stellen, nach vorne fallen lassen und wurden wieder sicher von Herrn Kratzer aufgefangen. Dabei mussten sich die Kinder auch etwas überwinden und über ihren eigenen Schatten springen. Doch als es sich alle getraut haben, wollten die meisten gleich nochmal mutig sein. Durch diese und viele weitere tolle Erfahrungen, die die Kinder sammeln konnten, ist das „kleine Nein“ stetig zu einem „größeren Nein“ gewachsen und auch die Haltung der Kinder wuchs immer stärker und größer.
Zum Ende des Kurses bekamen die Kinder für ihre erfolgreiche Teilnahme eine eigene Urkunde und einen kleinen Aufkleber von Paul, dem Polizeibären. Stolz haben die Kinder ihre Urkunden entgegengenommen und den anderen Kindern aus den Gruppen gezeigt. Und nachdem man so viele schwierige Situationen selbstbewusst nachgespielt und geschafft hat, dürfen die Kinder sehr stolz auf sich selbst sein!
Auch wir Pädagog*innen sind sehr stolz auf unsere wachsenden Mondkinder, die wir nun noch ein halbes Kita-Jahr begleiten dürfen.