„Bitte lächeln“ – warum Kleinstkinder ihre Alltagseindrücke so gerne im Rollenspiel verarbeiten

Vor einigen Wochen fanden in der Schmetterlingsgruppe neue Spielsachen Einzug, unter anderem ein Dreieckständer, Telefone und Geldbeutel. Seither sind diese Dinge bei den Kindern am beliebtesten und am meisten bespielt und es vergeht kein Tag, an dem man nicht ein kreatives Rollenspiel beobachten kann. Der Dreieckständer wird in seiner eigentlichen Funktion als Kletterelement manchmal benutzt, häufiger jedoch um sich in das Dreieck hineinzusetzen und „Auto“ zu fahren oder in Ruhe „telefonieren“ zu können. Auch wenn die Mama nach wie vor der meist angerufene Gesprächspartner ist, kennt die Kreativität hinsichtlich der Telefongespräche in der Schmetterlingsgruppe keine Grenzen. So ruft Jona beispielsweise beim „Arzt“ an und macht einen Termin für „Mama“, während Kilian weiß, dass er zunächst die „112“ wählen muss, um bei der „Feuerwehr“ rauszukommen. „Brennt!“, beschreibt er dann außerdem die brenzlige Lage und beruhigt anschließend alle, dass die „Feuerwehr kommt“. Leander möchte gerne mit „Mama, Papa, (L)ioba, (J)ulius“ telefonieren und somit quasi eine Familien-Telefonkonferenz einberufen. Carlo hat zunächst nicht vor, mit seinem Handy zu telefonieren, denn er hält das Telefon schräg und sagt „Spaghettiiiiii“ zur Erzieherin, um danach oben auf einen Knopf zu drücken und so ein „Foto“ zu machen. „Bitte lächeln“, sagt Kilian und schließt sich an. Zu guter Letzt können wir regelmäßig Augustin dabei beobachten, wie er mit dem Handy für seinen Einkauf bezahlt. „Biep“, unterstreicht er seine Handlung dabei mit dem passenden Geräusch.

Diese Situationen sorgen für fröhliches Lachen und einen abwechslungsreichen und heiteren Gruppenalltag und zeigen zudem, dass das Rollenspiel eine Menge Lernchancen für die Kleinsten birgt. So können die Kinder hier ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Alltag aufgreifen und verarbeiten. Durch das Einnehmen einer eigenen Rolle in diesen Handlungen erwerben sie nicht nur erste lebenspraktische Kompetenzen, sondern fühlen sich kompetent und erleben sich als selbstwirksam und auf Augenhöhe. Zudem versuchen sie auch sich in die Situation und die beteiligten Personen hineinzuversetzen, was Vorstellungskraft und erste Züge von Einfühlungsvermögen bedarf. Darüber hinaus werden die Kreativität und die Fantasie angeregt und gefördert, ebenso wie die sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Die detailgetreue Nachahmung dieser Alltagssituationen zeigt, wie aufmerksam und merkfähig auch die Kleinstkinder bereits sind.

Wir sind also schon gespannt, welche Telefongespräche in der kommenden Zeit in der Schmetterlingsgruppe wohl stattfinden, wohin mit dem Dreieckständer gefahren wird oder was für digitale Zahlungsmittel wohl sonst noch zum Einsatz kommen werden 😉.