Fachartikel: Bedürfnissorientierte Pädagogik in der Krippe

Welche Bedürfnisse haben Kinder unter drei Jahren?

Diese Frage spielt in unserer Kinderkrippe eine wichtige Rolle! Unser Ziel ist es ein wertschätzendes Miteinander zu etablieren, bei dem die Bedürfnisse von den Kleinen und Großen im Mittelpunkt stehen. Diese Pädagogikform bedeutet nicht, dass wir den Kindern alle Wünsche erfüllen, sondern die individuellen Bedürfnisse wahrnehmen, diese kommunizieren und gemeinsam mit den Kindern eine passende Lösung finden. Auch gehören zu unserem Krippenalltag ein klarer Rahmen sowie ein fester geregelter Tagesablauf und Rituale, die den Kindern Sicherheit und Orientierung bieten. Nun kann man sich gut vorstellen, dass es in einer Krippengruppe mit einer Stärke von bis zu 15 Kindern, welche unterschiedliche Charaktereigenschaften und Vorlieben haben, für ein Pädagogikteam eine Herausforderung ist, den Wünschen aller gerecht zu werden. Auch Sie als Eltern sind mit in unserem Boot dabei. Deshalb müssen immer wieder Problemlösefähigkeiten gefunden werden, was gleichzeitig die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Kooperation untereinander stärkt. Die Kinder lernen so ganz automatisch, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben und es wichtig ist, diese zu respektieren. Dadurch lernen sie ihre eigenen Bedürfnisse in gewissen Momenten zurückzustellen, Impulse aufzuschieben und Frust auszuhalten. Auf diese Weise fühlen sie sich selbst gesehen und gleichzeitig entsteht ein Gruppengefühl, das auf Empathie beruht.

Auf der emotionalen Ebene benötigen Krippenkinder eine vertrauensvolle und stabile Bindung mit einer liebevollen Zuwendung um auf die Entdeckungsreise gehen zu können. So bauen wir bereits in der Eingewöhnung eine Bindung zu Ihrem Kind und auch zu Ihnen auf. Denn uns liegt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen sehr am Herzen. Zusätzlich brauchen Krippenkinder eine bedingungslose Akzeptanz, Sicherheit und Geborgenheit.

Gleichzeitig möchten wir den Forscher- und Spieledrang der unter Dreijährigen unterstützen, indem wir ihnen unterschiedliche Räume und Materialien zum Forschen, Experimentieren, Spielen, Entdecken und Ausprobieren anbieten. Dazu gehört neben dem Freispiel im Haus, auch das tägliche Freispiel an der frischen Luft bei Wind und Wetter. Dadurch wird das Bedürfnis der Kinder, sich zu bewegen, gestillt. Die wettergerechte Kleidung, bei Regen mit Matschhose, Regenjacke und wasserfesten Gummistiefeln oder Schuhen, im Winter mit einem warmen Schneeanzug, gefütterten Winterschuhe, einer warmen Mütze, Schal und Handschuhen oder im Sommer bei hohen Temperaturen mit UV-Kleidung, Sonnencreme und einem Sonnenhut, gehören dringend dazu! So kann Ihr Kind sich am besten im Garten, im Wald, auf Spielplätzen und vielen anderen Orten an der frischen Luft bewegen.

Die Zeit an der frischen Luft macht die Kinder sehr hungrig. Das Bedürfnis den Hunger zu sättigen, findet bei uns während der Brotzeit, dem Mittagessen und dem Nachmittagssnack statt. Hierbei haben Kinder Vorlieben, die sie gerne zu sich nehmen und Mahlzeiten, die sie nicht essen möchten. In der Krippe wird den Kindern frei gestellt, was sie verspeisen möchten und was heute lieber nicht auf ihren Teller kommt.

Nach einem erlebnisreichen Vormittag, welcher bei Krippenkindern durch die Eindrücke und die Anstrengung meist einem Arbeitstag eines Erwachsenen ähnelt, benötigen sie zwischendurch auch Zeit zum Ausruhen, Entspannen und zum Erholen. Sie müssen das Gelernte verarbeiten, denn an so einem Morgen kann einiges passieren… Sie lernen beispielsweise Spielmaterialien zu teilen, in den Austausch und in Kooperation mit Freunden zu gehen oder / und erlernen neue Fähigkeiten und vieles mehr. Umso wichtiger ist es, sich nach dem Mittagessen auch einmal eine Pause zu gönnen. Viele Krippenkinder sind müde und schlafen schnell im Schlafraum ein. Anderen Kindern reicht eine kurze Pause im Schlafraum ohne nach 20 Minuten einzuschlafen. Diese Kinder können nach der Ruhepause wieder mit in den Gruppenraum und sich dort mit ruhigen Materialien beschäftigen, die die schlafenden Kinder nicht aufweckt. Auch kann es vorkommen, dass die jüngeren Kinder womöglich zusätzlich noch einen Schlaf am Vormittag benötigen. Auch diesem Bedürfnis werden wir gerecht. Eine Ruhepause am Mittag lässt die Kinder auch am Nachmittag konzentriert weiterspielen. Die Ruhezeit stärkt das Immunsystem der Kinder, hält die Psyche und Emotionen in einem ausgeglichenen Zustand und lässt sie wieder „auftanken“.

Während des Krippentages haben die Kinder ein großes Bedürfnis, selbständig zu handeln. Sie wollen Erfahrungen sammeln und sich selbst bestimmen und erleben. Dafür geben wir den Kindern in verschiedenen Situationen Zeit, autonom zu handeln, wie zum Beispiel in den An- und Ausziehsituationen, beim Essen usw. Wir sind dabei Unterstützer und Begleiter und bieten den Kindern bei Bedarf Hilfestellungen an.

Sie helfen Sie uns sehr, wenn Sie sich an die 48-Stunden-Regel bei Erbrechen, Durchfall und Fieber halten. Bei einer kleinen Schnupfnase darf Ihr Kind gerne kommen, jedoch sollte das Kind in einem guten gesundheitlichen Zustand sein um den Krippenalltag gut meistern zu können.

Dies war nur ein kleiner Einblick unserer täglichen Arbeit in der Krippe mit Ihrem Kind und seinen Bedürfnissen. Wir freuen uns auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen, denn dies ist die Grundlage!

Ihr Krippenteam