Für den Vortag „Wie schütze ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch und Übergriffen“ war Herr Wagner vom Kinderschutzbund als Referent bei uns im Haus und sensibilisierte uns und die Eltern für dieses Thema.
Statistiken besagen, dass 18% aller erwachsenen Frauen sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt haben, Männer hingegen „nur“ 7%. Die Täter sind zu 98% Männer und suchen sich größtenteils Kinder aus, die unsicher sind, sich nicht widersprechen trauen und/ oder keinen sozialen Halt haben.
Präventionsarbeit bezog sich früher sowie heute noch viel auf das Thema „Gehe nicht mit Fremden mit.“ – jedoch belegen Studien, dass es bei sexuellen Übergriffen meist keine Fremden sind. Es sind überwiegend Beziehungstaten, sprich der Täter befindet sich im nahen Umkreis (Onkel, Trainer, Stiefvater…). Die Motive sind meist „Ersatzbefriedigung“, Machtstrukturen und Vorbilder. Je näher die Täter den Opfern und deren Familie stehen, umso schwieriger wird es für die Kinder darüber zu sprechen und sich zu öffnen.
Die Täter setzen ihre Opfer meist unter Druck und verwenden dafür das „Syndrom der Geheimhaltung und Schuldzuweisung“ („Es sei normal“, „niemand glaubt dir“, „du bist die Einzige“, „du willst doch nicht die Familie zerstören“, etc.)
Umso wichtiger ist hier die Reaktion der Umwelt sowie ein partnerschaftliches Erziehungsverhalten. Dazu zählen:
– Selbstbestimmter Körperkontakt: Die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein stärken und Mut machen, dass sie sich etwas sagen trauen, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie den Körperkontakt nicht möchten. Sie brauchen hierbei Unterstützung und Zuspruch – z.B. es mag keinen Kuss von der Tante
– Gefühle der Kinder ernst nehmen: Die Gefühle der Kinder annehmen, respektvoll damit umgehen und sie ihnen nicht ausreden. Kinder darin stärken, auf ihr Gefühl zu vertrauen.
– Genügend Zuwendung und Aufmerksamkeit seitens der Eltern erfahren („Sättigung“): Opfer von sexuellem Missbrauch sind oft vernachlässigte Kinder.
– Keine geschlechtsspezifische Erziehung: Sätze wie „Männer kennen keinen Schmerz“ oder das Klischee, dass Frauen für die Gefühle anderer verantwortlich sind, meiden.
– Kinder dürfen Grenzen setzen und diese werden auch akzeptiert: Kinder ihren eigenen Raum geben und annehmen, wenn sie eigene Grenzen setzen – zum Beispiel sich im Kinderzimmer zurückziehen
– Gute Sexualaufklärung: Kinder können nur davon berichten, wenn sie einen entsprechenden Wortschatz dazu haben (z.B. sie die Körperteile korrekt benennen können) und den Vorfall einordnen können. Kinder brauchen klare Informationen und die Möglichkeit, offen darüber zu sprechen! Es ist wichtig, dass Kinder die Körperteile richtig benennen können. Eine altersentsprechende Aufklärung ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr zu empfehlen. Das Thema „Sexualaufklärung“ sollte immer wieder seitens der Eltern aufgenommen und besprochen werden.
Nur ein aufgeklärtes Kind erkennt Grenzüberschreitungen. (z.B. der Onkel legt seine Hand auf den Oberschenkel oder gibt einen Klaps auf den Po)
Aufgrund des großen Interesses und der Nachfrage fand eine Bücherausstellung zu den Themen: Aufklärung, Selbstbehauptung, Sexualerziehung und Missbrauch statt. Diese wurde von Eltern, wie auch von den Mitarbeitern gut angenommen und genutzt.
Empfohlene Broschüre: „Trau dich!“ – Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.trau-dich.de)