„Die Vielfältigkeit des Menschen ist die eigentliche Normalität“
(Prof. Dr. Jörg Maywald)
Inklusion beschreibt eine gesamtgesellschaftliche Sichtweise, in der Menschen nicht gegen ihren Willen und ihre Fähigkeiten ausgegrenzt werden. Ein Ausschluss oder eine Separation findet bei Inklusion nicht mehr statt. Inklusion will im Gegensatz zur Integration von Anfang an ein gemeinsames System für alle Menschen. Nicht der einzelne Mensch passt sich an ein bestehendes soziales System an, sondern das soziale System passt sich an die Vielfalt unterschiedlicher Menschen an. Dies ist ein u. U. langer Prozess, der bei uns in Deutschland spätestens mit der gesetzlichen Verankerung am 24.02.2009 und mit der Unterzeichnung der deutschen Bundesregierung der Konvention der Vereinten Nationen für Rechte von Menschen mit Behinderung in Gang gesetzt wurde.
Was bedeutet das für unsere Kindertagesstätte?
Schon seit Ende der 90er Jahre fanden in unserer Kindertagesstätte vereinzelt, aber immer wieder Integrationsmaßnahmen von Kindern mit Behinderung oder speziellem Förderbedarf statt. Seit Dezember 2008 gibt es in unserer Einrichtung eine integrative Gruppe und zusätzliche Einzelintegrationsplätze in den verschiedenen Bereichen und Gruppen. Das bedeutet für das gesamte Team, immer wieder offen zu sein für Neues und die Bereitschaft zur Weiterbildung und Fortbildung mitzubringen. Ein weiteres Resultat unseres Weges zur Inklusion ist auch, dass die Gruppen mittlerweile multiprofessionell, z. B. zusätzlich zu den Erzieher/innen und Kinderpfleger/innen mit Heilerziehungspfleger/innen und Inklusionsfachkräften besetzt sind, was in Kombination mit den Therapeuten/innen, die die Fachbereiche Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und pädagogisch/psychologische Frühförderung abdecken, zu immer mehr interdisziplinärer Zusammenarbeit führt, wovon ALLE Kinder der Einrichtung profitieren.
Neben der kompetenten, wertschätzenden und feinfühligen Begleitung, Erziehung, Bildung und Förderung aller Kinder wird von den jeweiligen Teammitgliedern auch ein sehr umfangreiches Fachwissen verlangt und eingebracht. Und nicht zuletzt lernen Kinder, gleich ob mit oder ohne Handicap/Förderbedarf, von- und miteinander und erfahren so in ihrem Alltag
Werte, die nur im Tun und Erleben eingepflanzt werden und aus denen sie ein Leben lang schöpfen können.
Wir als Team beschäftigen uns immer wieder intensiv mit dem Thema Inklusion. Auch unsere gut vorbereitete Gesamtteamsitzung im März dieses Jahres setzte sich durch gezielte Fragestellungen damit auseinander. Kritisch beäugten wir unser Eigenverständnis und -erleben, tauschten uns über themenzentrierte Zitate aus, erlebten eine Powerpointpräsentation zu einem Bilderbuch und erhielten Einblick in rechtliche Grundlagen.
Anschließend galt es, unter Beachtung der vom BEP (Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan) vorgegebenen Lern- und Bildungsprozesse ein Angebot nach dem Prinzip der inneren Differenzierung (=hoch- und niederschwelliges Angebot, das sich zeitgleich an alle Kinder der Gruppe richtet und lediglich nach Entwicklungsstand differenziert) zu erarbeiten. Abschließend übten wir uns darin, in Grenzsituationen oder bei Konflikten den positiven Blick zu wahren und dem Verhalten der Kinder ressourcenorientiert zu begegnen. Dies stellte zeitgleich ein gute Übung zum Verfassen der Förderpläne dar, die für jedes Kind mit speziellem Förderbedarf regelmäßig erarbeitet, überprüft, fortgeschrieben und an den Bezirk Schwaben weitergeleitet werden müssen. Nach dem Multiplikatorensystem wurde vom pädagogischen Team der Elefantengruppe zusätzlich eine hausinterne Fortbildung zum Thema „Förderpläne verfassen“ angeboten, um den Fragen und Problemen der Kollegen adäquat zu begegnen.
Auch wenn die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung viele Herausforderungen mit sich bringt, bietet sie auch viele Chancen. Und diese wollen wir als Team der Kindertagesstätte St. Oswald auch weiterhin bewusst sehen und wahrnehmen und uns mit unserer Profession und sehr viel Herzblut bestmöglich einsetzen!