Männer in der Kita St. Oswald

Bild 4Kinder benötigen eine Vielzahl von Rollenvorbildern, damit sie sich bestmöglich entwickeln können. In der durchschnittlichen Kindertagesstätte, welche für viele Kinder den Lebensmittelpunkt darstellt, sieht diese Vielfalt jedoch ganz anders aus. Mittlerweile sind immerhin knapp sechs Prozent des Personals männlichen Geschlechts. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind deutschlandweit ca. 27.000 Erzieher tätig. 2009 lag dies Zahl noch bei 11.000, nach Angaben der „Koordinationsstelle Männer in Kitas“.

Doch wie sieht das in unserer Einrichtung aus?

Aktuell sind in der Kita St. Oswald 43 MitarbeiterInnen aktiv im Dienst. Davon gehören 36 dem weiblichen Geschlecht und sieben dem männlichen Geschlecht an. In Prozentzahlen ausgedrückt sind das 84 Prozent weibliche und 16 Prozent männliche Mitarbeiter. Dies bedeutet, wir liegen derzeit weit über dem bundesweiten Durchschnitt von sechs Prozent. In den letzten Jahren wurden immer wieder Versuche seitens der Politik gestartet, mehr Männer für den sozialen Beruf zu gewinnen. Neben dem Modellprogramm „Mehr Männer in Kitas“ (2010) oder dem hessischen Projekt www.große-zukunft-erzieher.de gibt es noch zahlreiche kleinere Projekte, Männer in die Kindererziehung zu etablieren. Warum wählen so wenige Männer den Beruf als Erzieher?

 

Dies könnten Gründe dafür sein:

  • Besonders die Arbeit mit jüngeren Kindern zählt als typischer Frauenberuf
  • Abschreckung durch überwiegend weibliche Teams
  • Fehlende Anerkennung in der Gesellschaft, Familie und Bekanntenkreis
  • Eine geringere Bezahlung

Warum brauchen wir die Männer in der Kita? Welchen Mehrwert bringen Pädagogen mit?

Für eine Beschäftigung von Männern in Kindertagesstätten gibt es eine ganze Reihe von guten Gründen. Im Folgenden wollen wir uns dies mit den Auswirkungen auf unsere Kita anschauen. Zum einen bringen Männer Sichtweisen ein, die oft zu wenig berücksichtigt werden. Denn manche jungen- und männertypischen Interessen kommen im Kita-Alltag zu kurz bspw. raufen, toben, Handwerkliches sowie Technisches. Dies liegt daran, dass Frauen sich oft auf andere Bereiche spezialisieren.

Dies soll nicht bedeuten, dass Frauen kein Interesse daran haben. Es ist nicht überraschend, dass viele Kinder erstmal irritiert sind, wenn eine Frau mit ihnen Fußball spielen will, der männliche Kollege aber nicht (weil er z.B. Fußball schon immer blöd fand).

Für Mädchen und Jungen sind Männer gleichermaßen wichtig. Durch die unterschiedlichsten Rollenvorbilder wird das Selbstbewusstsein und die Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit gestärkt.  Aber nicht nur das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Durch das Erleben von männlichen Vorbildern erlernen Jungen und Mädchen das Bewusstsein, dass ein Mann nicht immer stark, überlegen oder ohne Angst ist. Ganz im Gegenteil, durch das Erleben von der ganzen Bandbreite an menschlichen Gefühlen und Verhaltensweisen beider Geschlechter haben die Kinder die Möglichkeit, auszusortieren, welche Sichtweisen sie selbst übernehmen möchten. Oftmals ist die männliche Bezugsperson in der Familie weitaus weniger Präsent als die weibliche.

Auch einen partnerschaftlichen Umgang, in dem Frauen und Männer einander mit Wertschätzung und Respekt begegnen, können Jungen und Mädchen nur dann erleben, wenn es in ihrem Alltag auch unterschiedliche Männer und Frauen gibt.

Bereits im Kindergartenalter erfahren und entdecken die Kinder die Unterschiede zwischen ihrem und dem Körper des anderen Geschlechts. Dies ist eine spannende und wichtige Entwicklungsphase jedes Individuums. Durch das Kennenlernen des eigenen Körpers entwickelt sich auch ein erstes Gefühl von Scham. Dadurch kann es von Vorteil sein, wenn in der Gruppe männliche sowie weibliche Mitarbeiter arbeiten. Dadurch haben die Kinder die Möglichkeit, je nach ihrem Bedürfnis zu wählen, von wem sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen. 

Seit einigen Jahren hat jede Einrichtung ein eigenes Schutzkonzept entwickelt, nach welchem jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin verpflichtet ist zu handeln. Dieses Konzept ist geschlechterunabhängig und richtet sich an das gesamte Personal in der Einrichtung. Dabei spielt neben der fachlichen und menschlichen korrekten Arbeitsweise auch das gegenseitige Vertrauen und Miteinander eine wichtige Rolle. Dieses Konzept wurde gemeinsam mit dem gesamten Team entwickelt und wird regelmäßig überarbeitet. In den einzelnen Gruppenteams wird das Schutzkonzept in regelmäßigen Abständen thematisiert. Es ist die Grundlage für die Prävention, die Kollegiale Beratung und dient als Qualitätssicherung der Einrichtung.

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