Heute habe ich dich beim Turnen und Spielen mit den Holzbauteilen beobachtet. Wir kommen in den Bewegungsraum. „Dürfen wir loslegen?“ fragst du mich ganz erwartungsvoll. Ich gebe das „Startsignal“ und es kann losgehen. Du bemerkst, dass deine Hose so lange ist, dass sie dich beim Barfußspielen stört. Ich helfe dir, die Hose nach oben zu krempeln. Du holst dir zwei Kippelhölzer aus dem Korb, legst sie nebeneinander und stellst dich darauf. So rutschst du durch den Raum. Die Hölzer kippen und du wärst beinahe herunter gefallen. Aber du kannst dich gerade noch fangen.“:
Ausschnitt aus einer Bildungs- und Lerngeschichte
In den letzten Monaten vertieften wir mit den Kindern das Konzept der Bewegungsentwicklung nach Elfriede Hengstenberg und Emmi Pikler. Wir führten die verschiedenen Materialien schrittweise ein und gaben den Kindern viel Zeit, um jedes Element in Ruhe zu erproben. Die Kinder beschäftigen sich ausgiebig mit den Geräten und zeigten großes Interesse.
Zu Beginn konnten viele unserer Mitarbeiter in den Bewegungsstunden beobachten, dass die Holzmaterialien die Kinder vor allem zum Bauen anregten. Auch ergaben sich daraus häufig Rollenspiele, bei denen die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf ließen und die Geräte zu vielen verschiedenen Spielelementen umfunktioniert wurden. Um diese Entwicklung gut einschätzen und reflektieren zu können, besuchte uns im Juli Herr Raab, Dipl. –Sozialpädagoge und Leiter der Hengstenberg – Fortbildung. Er erklärte, dass auch durch das Bauen und die Rollenspiele die Kinder in Bewegung sind und ihnen nur Zeit gegeben werden muss, bis sie in stärkere Bewegungen hineinfinden. Bei dieser Art von Pädagogik gibt es kein „richtig“ und „falsch“. Der Pädagoge muss selbst abwägen, inwieweit er sich zurücknimmt und wie viele Impulse er den Kindern gibt. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, das Kind nicht zu bewerten, sondern ihm zu zeigen, dass man da ist und es bei seinen Erkundungen sieht.
Aus unserer Reflexionsrunde mit Herrn Raab ergaben sich viele positive Erfahrungen und Anregungen, die wir miteinander teilten und durch die wir uns gegenseitig bereichern konnten. Wir haben erlebt, dass die Kinder durch „einfache“ Materialien von selbst kreativ und fantasievoll werden. Auch wurde deutlich, dass die Geräte bei den Kindern Balance, Koordination und Konzentration fördern. Die Kinder traten auf besondere Weise miteinander in Kontakt und konnten soziale Kompetenzen ausbauen.
Ab September werden wir Materialien einführen, die nach und nach in die Höhe gehen. Dazu gehören Hühnerleiter, Balancierstangen, etc.
Außerdem werden drei unserer Mitarbeiter im Oktober einen zweiten Fortbildungstag besuchen, um noch mehr Kompetenz und Sicherheit im Umgang mit der Hengstenberg-Pädagogik zu erlangen.
Wir hoffen, dass die Kinder auch weiterhin so viel Freude an unserem Projekt haben und sind gespannt, wie sich die weitere Entwicklung gestaltet!