Schritt für Schritt durch Übergänge – mit Schnuppern vertraut werden

Übergänge gehören zu den spannendsten – und herausforderndsten – Phasen im Leben eines Menschen. Sie begleiten uns ein Leben lang: der Wechsel in einen neuen Job, ein Umzug, Veränderungen in der Familie – all das sind Übergänge, die Zeit, Raum und Vertrauen brauchen, um gut zu gelingen. Für Kinder beginnen die ersten großen Schritte in neue Lebensabschnitte bereits beim Ankommen in die Krippe, Wechsel in den Kindergarten, beim Start in die Schule oder den Hort.

Jede dieser Veränderungen bringt Neues mit sich – neue Räume, Menschen, Abläufe – und manchmal auch ein bisschen Aufregung. Damit solche Übergänge nicht plötzlich und überfordernd wirken, gestalten wir sie in unserer Einrichtung bewusst und behutsam. Verschiedene Schnupperangebote helfen den Kindern, sich in ihrem eigenen Tempo an die neue Umgebung zu gewöhnen, erste Bindungen aufzubauen und Vertrauen zu fassen. In der frühen Kindheit sind diese Übergänge – auch Transitionen genannt – bedeutsame Bildungserfahrungen. Sie verändern nicht nur den Alltag, sondern auch die Rolle des Kindes in der neuen Gruppe. Wiederholte Besuche, Rituale und vertraute Erwachsene schaffen Sicherheit und Orientierung – wichtige Voraussetzungen für einen gelungenen Start.

Unsere Fachkräfte bereiten die Schnuppertermine sorgfältig vor und begleiten die Kinder einfühlsam. Sie schaffen eine Atmosphäre, in der sich die Kinder wohl und sicher fühlen können, und unterstützen sie beim Ankommen, Freundschaften knüpfen und Zurechtfinden. Dabei arbeiten Krippe, Kindergarten und Hort eng zusammen, um jeden Übergang so sanft und individuell wie möglich zu gestalten.

Unsere großen Krippenkinder besuchen in diesen Wochen ihre zukünftigen Kindergartengruppen. Gemeinsam mit einer vertrauten Bezugsperson erleben sie erste Morgenkreise, entdecken neues Spielmaterial, machen Brotzeit mit der Gruppe und spüren: „Hier darf ich bald dazugehören.“

Auch die Vorschulkinder haben neben der regelmäßigen Vorschularbeit (“Mondkindprojekt & Plappern”) die Gelegenheit während der Schulschnuppertermine die Schule kennenzulernen: Klassenzimmer, Lehrer*innen, Schulweg – all das wird durch Besuche greifbarer und vertrauter. Die Kinder merken: Schule ist kein unbekannter Ort, sondern ein neuer Abschnitt, auf den sie vorbereitet sind.

Und schließlich werfen sie auch einen Blick in den Hort-Alltag: Wie läuft das Mittagessen ab? Was passiert in der Hausaufgabenzeit? Welche Spielangebote gibt es dort? Wer sind die neuen Bezugspersonen? In vier Schnupperterminen können viele dieser Fragen beantwortet werden – neugierig und mutig statt ängstlich.

Vertrauen und Beziehungsaufbau stehen bei all diesen Schritten im Vordergrund.
Der englische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald W. Winnicott prägte den Begriff „Übergangsobjekt“ für Dinge wie Kuscheltiere oder Schlaftücher. Diese geben Kindern gerade in ungewohnten Situationen ein Gefühl von Geborgenheit – als symbolischer „Stellvertreter“ der Bezugsperson. Übergangsobjekte schaffen eine sanfte Brücke zwischen bekannter Sicherheit und neuen Erfahrungen.

Oft sind es kleine Dinge oder Rituale, die Kinder auf diesem Weg stärken. Hier einige Anregungen, was Sie Ihrem Kind mitgeben oder anbieten können:

● Ein Kuscheltier oder Kuscheltuch
● Ein Foto von Mama, Papa oder der Familie
● Ein besonderes Buch oder eine selbstgemalte Zeichnung
● Ein selbstgemaltes Zauberherz auf die Hand
● Ein kleiner Stein, eine Muschel, ein Glücksbringer
● Ein Kleidungsstück der Eltern, z.
B. ein Schal
Ein Abschiedsritual z.B. ein Spruch oder eine feste Umarmung

Gemeinsam mit Ihnen und Ihren Kindern gehen wir diesen Weg. Lassen Sie ihnen Zeit und Raum, Neues zu entdecken, und seien Sie für sie da, wenn sie Sie brauchen. So geben Sie Ihrem Kind den nötigen Halt und gleichzeitig Mut, sich auf die neuen Schritte einzulassen.

Wir freuen uns, Ihre Kinder dabei Schritt für Schritt zu begleiten.

Herzliche Grüße,

Jennifer Wiedholz – Stellvertretende Leitung für den Hort