Selbstbehauptungskurs für die Mondkinder

„Für starke Kinder! Für eine glückliche Zukunft!

… Anfang diesen Jahres nahmen die Mondkinder deshalb an einem Selbstbehauptungskurs teil. Hierbei besuchte uns Polizist Herr Kratzer und sein Freund Paul Eisbär insgesamt viermal im Kindergarten. Der Kurs zielt darauf ab, bei den Kindern ein gesundes Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein aufzubauen, um so die Grundlagen der Selbstbehauptung zu schaffen.

Selbstbehauptung ist die Fähigkeit, sich seiner eigenen Grenzen und Rechte bewusst zu sein und diese nach außen kommunizieren zu können. Selbstbehauptung bedeutet, Gefühle und Gedanken in einer ehrlichen, direkten und richtigen Form zum Ausdruck zu bringen. Es bedeutet auch, die Denkweisen und Überzeugungen anderer Personen zu respektieren und zugleich die eigenen zu verteidigen. Spielerisch konnten die Kinder lernen und selbst ausprobieren, wie man selbstbewusst mit verschiedenen schwierigen Situationen umgeht.

Im ersten Kurs lernten die Kinder, dass jeder Mensch einen persönlichen Schutzkreis besitzt. Gerade bei Kindern wird dieser oftmals vergessen und manchmal auch gegen den Willen des Kindes überschritten. Daher ist es umso wichtiger, dass die Kinder deutlich sagen, wer in ihren Schutzkreis eintreten darf und wer nicht. Mithilfe eines Seils wurde verdeutlicht, wie dieser Schutzkreis aussieht. Nun durften die Mondkinder üben, wie sie sich verhalten, wenn sich jemand Fremdes in Ihren Schutzkreis begibt. Mit einem deutlichen und lauten „Halt Stopp!“ signalisieren sie ihrem gegenüber, wo sich ihre persönliche Grenze befindet.

Danach zeigte Herr Kratzer den Kindern, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie alleine zuhause sind und jemand Fremdes anruft. Bei Fragen zum Alter oder der Haarfarbe des Kindes oder wenn jemand behauptet, man habe etwas gewonnen, sollen die Kinder mit einem selbstbewussten und bestimmten ,,Das geht Sie nichts an!“ antworten. Sollte die Person am Telefon immer noch nicht aufhören nachzufragen, wissen unsere Vorschulkinder nun, was sie daraufhin sagen können: „Hören Sie auf, sonst rufe ich die Polizei!“.

Es ist wichtig, dass Kinder lernen NEIN zu sagen! Das ist wichtig für die Entwicklung ihres Selbstbewusstseins. Und es ist wichtig, um Übergriffen vorzubeugen. Mit Hilfe eines Bilderbuchkinos vertiefte Herr Kratzer das Thema vom „Kleinen und großen Nein“ weiter mit den Kindern. Wenn man lieber alleine auf einer Bank sitzen möchte, wenn man einem Fremden keine Schokolade abgeben will oder auch, wenn man keinen Kuss empfangen möchte. In einer weiteren Einheit erzählte Herr Kratzer die Geschichte vom „Kleinen und großen Nein“. Dabei geht es um das ,,kleine Nein“, welches zunächst sehr schüchtern und leise ,,Nein“ sagt. Leider wird das ,,Nein“ dadurch nicht gehört.  So setzt sich eine alte Dame zum ,,kleinen Nein“, obwohl es das nicht möchte und ein Junge nimmt ihm die Schokolade weg, die es eigentlich alleine essen möchte. Doch dann macht sich das ,,kleine Nein“ ganz groß und sagt deutlich: „Nein! Nein! Nein!“. So wurde aus dem „kleinen Nein“ letztendlich ein „großes Nein“.

Die Kinder haben in einem Rollenspiel beide Arten des Neinsagens ausprobiert und gelernt. Bei Gefahr sollten die Kinder laut, deutlich und selbstbewusst sprechen und sich trauen, andere Passanten um Hilfe zu bitten. Den Kindern sollte unbedingt klar sein, dass sie mit fremden Menschen nicht sprechen müssen. Grundsätzlich gilt auch, dass die Kindern üben sollten, Personen oder Fahrzeuge zu beschreiben und auch die Notrufnummer 110 der Polizei so schnell wie möglich wählen zu können.

Die Kinder haben von Klaus Eisbär auch den Unterschied zwischen „guten“ und „schlechten“ Geheimnissen erfahren, wie man diese unterscheidet und dass man manche Dinge unbedingt immer seinen Eltern erzählen muss. Herr Kratzer nannte verschiedene Beispiele (z.B. Ärgern) und die Kinder erkannten schnell, was ein „gutes“ und was ein „schlechtes“ Geheimnis ist. Die Geschichten haben immer die aktuelle Lebenswelt der Kinder aufgegriffen. Beispielsweise haben die Kinder eine echte Polizeigeschichte erfahren, bei der zwei Freunde vergessen haben, ihren Eltern Bescheid zu geben, dass sie sich nach der Schule treffen. Die Eltern waren so besorgt, dass sie gleich die Polizei angerufen haben und diese die Kinder dann schließlich gefunden hat. Herr Kratzer erklärte den Kindern: „Eure Eltern müssen immer wissen, wo ihr seid! Das ist ganz wichtig!“.

Danach hat Herr Kratzer mit den Kindern über das Thema: „Was mache ich, wenn ich im Geschäft verloren gehe?“ gesprochen. Wenn es merkt, dass es verlorengegangen ist, darf es sich nicht mehr weiterbewegen, sondern muss an Ort und Stelle warten. Braucht es Hilfe, wendet es sich an einen Menschen in Uniform oder geht direkt zur Kasse und erzählt deutlich was genau passiert ist.

Auch an einer kleinen „Mutprobe“ konnten die Kinder wachsen. Sie durften sich auf einen großen Stuhl stellen, nach vorne fallen lassen und wurden wieder sicher von Herrn Kratzer aufgefangen. Dabei mussten sich die Kinder auch etwas überwinden und über ihren eigenen Schatten springen. Doch als es sich alle getraut haben, wollten die meisten gleich noch einmal mutig sein. Durch diese und viele weitere tollen Erfahrungen, die die Kinder sammeln konnten, ist das „kleine Nein“ stetig zu einem „größeren Nein“ gewachsen und auch die Haltung der Kinder wuchs immer mehr.

Zum Ende des Kurses bekamen die Kinder für ihre erfolgreiche Teilnahme eine eigene Urkunde und einen kleinen Aufkleber von Paul, dem Polizeibären. Stolz haben die Kinder ihre Urkunden entgegengenommen und den anderen Kindern aus den Gruppen gezeigt. Und nachdem man so viele schwierige Situationen selbstbewusst nachgespielt und geschafft hat, dürfen die Kinder sehr stolz auf sich selbst sein.